Peter Möbus ist Landschaftsmaler. Dies bedürfte keiner besonderen Betonung, gehörte der 1954 in Köln geborene Künstler nicht einer Generation an, bei der die Darstellung der reinen Landschaft eher die Ausnahme bildet. Während seiner Studienjahre von 1972 bis 1979 an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln (Meisterschüler bei Prof. Karl Marx) etablierte sich - gerade auch in Köln - eine Kunstszene, die mit fast ausschließlich figurativer Thematik und heftigem Pinselduktus als “Neue Wilde” für einige Jahre Furore machte. Mit dieser Entwicklung sah sich Peter Möbus an der Fachhochschule natürlich täglich konfrontiert, nicht zuletzt auch wegen der eigenen Lehrer. Beeinflussen ließ er sich hiervon nur wenig: seine Palette wurde etwas farbintensiver, insbesondere aber die Kontraste in seinen Bildern zu größerer Spannung gesteigert. Der Bildgegenstand blieb unverändert.

Offensichtlich wußten auch Sammler und öffentliche Auftraggeber diese konsequente Haltung zu schätzen: Bereits vor Abschluß seines Studiums erhielt er zusammen mit Klaus Weidner den Auftrag zur Erstellung eines 200 qm großen Deckengemäldes in der Ringpassage in Köln; Ende 1980 folgten dann die ersten großen Einzelausstellungen in der Städtischen Galerie “Villa Zanders” in Bergisch Gladbach und im Rathaus von Bensberg. Irene Gerling wurde auf den jungen Maler aufmerksam und stellte seine Werke in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen ab 1983 in ihrer Baukunst-Galerie in Köln aus. Seit 1988 betreut das Kunsthaus Bühler in Stuttgart den  Künstler im süddeutschen Raum; die Galerie Lange, Berlin, zeigte seine Werke in mehreren Ausstellungen, ebenso die Galerie Edeling in Kopenhagen. Dazwischen immer wieder Teilnahmen an Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Ende 1999 Ausstellung bei Deutschland Radio Berlin.

Dieser Erfolg ist zweifellos nicht mit Peter Möbus` Thema “Landschaft” erklärbar. Wollte man ihn als unzeitgemäßen Maler für Nostalgiker einstufen, so dürfte man vor seinen Bildern doch in arge Schwierigkeiten kommen: Peter Möbus malt keine “schöne” Landschaft. Es interessiert ihn auch kaum, ob eine Landschaft wiedererkennbar, lokalisierbar ist. Es gibt keine Staffage, keine Personen, Gebäude, Schiffe.

Natürlich hat auch seine Malerei ihre Wurzeln: als großes Vorbild wurde in Texten über Peter Möbus auf J.M.W. Turner hingewiesen, wobei hier nur das Spätwerk als Anregung in Frage kommt. Der etwa zeitgleiche Georges Michel könnte hier ebenfalls genannt werden, wie so manches Werk der Schule von Barbizon, über Emil Nolde bis in die Generation der vor dem Krieg Geborenen. Die Aufzählung zeigt es bereits - Vergleiche sind problematisch. Dennoch gibt es bei diesen großen Künstlern einen gemeinsamen Aspekt, der auch für Peter Möbus gilt: es ist das Licht in seinen  verschiedensten Formen und die Möglichkeiten seiner Darstellung. Und streng genommen ist dies das eigentliche Motiv seiner Malerei. Er benutzt es als Ausdrucksmittel für sein eigenes inneres Befinden, und das bedeutet, daß eben nicht eine bestimmte landschaftliche Situation der Auslöser für eine bestimmte Empfindung des Künstlers und damit die Entstehung eines entsprechenden Bildes ist.

Peter Möbus bedient sich der stark abstrahierten Gegenständlichkeit landschaftlicher Stimmungen zur Darstellung seiner eigenen Seelen”landschaft”. Daß hier dann auch die formalen, den Bildaufbau bestimmenden Gesichtspunkte eine wichtige Rolle für ihn spielen, wird klar, wenn man sich den Werdegang eines Bildes bewußt macht: seine Motive findet er seit frühester Jugend auf ausgedehnten Segeltörns vorzugsweise in der Ostsee. Auch Nordsee, Atlantik und Mittelmeer hat er häufig befahren; ganz offenbar vermittelt ihm aber die Meereslandschaft der Ostsee mit ihren Wetterlagen die Eindrücke, die an der Komposition der meisten seiner Bilder beteiligt waren.

Auf dem Schiff - Peter Möbus besitzt seit zehn Jahren eine in den zwanziger Jahren gebaute, wunderschöne Teakholzjacht, die er in mühevoller Arbeit großenteils selbst restauriert hat - arbeitet er grundsätzlich an Pastellen und Aquarellen. Diese Papierarbeiten entstehen tatsächlich “vor der Natur”. Obwohl auch hier bereits eine abstrahierende Ordnung spürbar ist, handelt es sich doch um konkrete landschaftliche Erlebnisse. Sie sind einerseits eigenständige Werke, andererseits aber gleichzeitig Materialsammlung; sie bilden den Fundus, aus dem sich dann zuhause im Atelier die großen Kompositionen auf Leinwand entwickeln können. Und diese stellen dann keine wirklich erlebte landschaftliche Situation mehr dar, sondern sind das Ergebnis eines komplizierten Bildaufbaus, der aus zahlreichen Vorlagen und der Auseinandersetzung des Künstlers mit ihnen und mit der von ihm angestrebten Bildaussage erwächst.

Eine Gemeinsamkeit besitzen allerdings fast alle Werke von Peter Möbus, seien es nur Arbeiten auf Papier oder Gemälde. Es ist eine zunächst die Komposition betreffende Eigenheit, die aber für den Eindruck, den seine Bilder auf den Betrachter ausüben, von großer Bedeutung ist: dies ist die tief angelegte Horizontlinie, die den Arbeitsplatz des Malers, das Schiffsdeck, verrät, gleichzeitig sein Refugium zur Selbstbesinnung und -bestimmung. Der tiefe Horizont läßt dem Künstler den Raum für die Weite des Himmels seiner Meereslandschaften; einen Raum, den er fast im Sinne gestischer Malerei mit seinen Lichtimpressionen zwischen dramatischen Wolkenballungen und schäumender Brandung gestaltet, der aber auch zum Ausdruck besinnlicher Stille und Ruhe im Licht eines anbrechenden Abends über dem Meer werden kann.

 

Th. G. Gruber, Einladungstext zur Ausstellung der Rathausgalerie Willmes, Euskirchen 1999                                               

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